Sowohl Spanien als auch Frankreich hatten am Donnerstag Schwierigkeiten dabei, frische Anleiheemissionen an den Bondmärkten unterzubringen. Unterdessen wächst die Angst der Investoren vor einer Ansteckung großer Eurowirtschaften durch die Staatsschuldenkrise, die in Griechenland ihren Ausgang nahm. Die Madrider Regierung war im Zuge eines Verkaufs von 10-jährigen Staatsanleihen dazu gezwungen, die höchsten Kreditzinsen seit dem Jahr 1997 zu bezahlen. Die Zinsdifferenz bewegte sich rund 1,5 Punkte oberhalb des Durchschnittspreises, der in diesem Jahr im Angesicht ähnlicher Emissionen bezahlt wurde.
Internationaler Aufruf nach einer Intensivierung der Staatsanleihekäufe durch die EZB fallen (bislang ) nicht auf fruchtbaren Boden
Der Euro sank im Devisenhandel nach Bekanntwerden der Neuigkeiten. Die Pariser Regierung schnitt bei ihrer Bondemission ein wenig besser ab, musste jedoch ebenfalls deutlich höhere Zinsen bezahlen, um neue Anleihen in einem Gegenwert von 7 Milliarden Euro an den Märkten unterzubringen. Befürchtungen, dass die zweitgrößte Wirtschaft der Eurozone in den Windschatten der Staatschuldenkrise geraten könnte, haben die seit nunmehr zwei Jahren um sich greifende Krise in dieser Woche auf ein neues Niveau gehievt. Die Regierungen der Eurozone müssten Taten sprechen lassen, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Momentan fehle es unter den Marktteilnehmern an jedwedem Vertrauen in die Führungsfähigkeit der Politik, wie Marktbeobachter mitteilten. Italiens neuer Staatschef Mario Monti wird nun neue Sparmaßnahmen zur Widerherstellung des Vertrauens in Italiens marode öffentliche Finanzen vorstellen, wenn er vor den Senat tritt, um sich und seiner neuen Regierung das Vertrauen aussprechen zu lassen. Da Italiens Kreditkosten auf langfristig unhaltbaren Niveaus verharren, muss Monti schnell etwas einfallen, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Die Situation dürfte sich in Anbetracht der Tatsache verschärfen, dass das Land bis Ende April 2012 Staatsanleihen in Höhe von rund 200 Milliarden Euro refinanzieren muss.
So hoch die Sparmaßnahmen in Griechenland, Italien, Spanien und Frankreich jedoch auch ausfallen mögen, steht außer Frage, dass es ohne eine kurzfristige Aktion, die vermutlich die EZB mit einbeziehen dürfte, zu keiner Beruhigung an den globalen Finanzmärkten kommen wird. Viele Analysten sind der Ansicht, dass der einzige Weg, um mit der um sich greifenden Seuche fertig zu werden, der Ankauf großer Mengen von Staatsanleihen aus den Schwachländern durch die EZB sein wird. Im Grunde entsprechen diese Maßnahmen genau derjenigen Art von finanzieller Lockerung, die seitens der britischen und amerikanischen Zentralbank unternommen wird. Frankreich und Deutschland haben ihre Diskussion darüber intensiviert, ob die EZB in der Zukunft mit mehr Nachdruck eingreifen sollte, um die Staatsschuldenkrise in der Eurozone zu entschärfen. Das bisherige Volumen an Staatsanleihekäufen von Ländern wie Italien oder Spanien hat bislang jedenfalls nicht vermocht, die Finanzmärkte zu beruhigen. Nachdem Frankreichs AAA-Rating bedroht ist und das Land nun der Zunahme seiner Kreditkosten entgegenblickt, drängt die Pariser Regierung auf einen stärkeren Einsatz der EZB. Deutschland leistet jedoch weiterhin Widerstand und teilte mit, dass das Regelwerk der EU eine solche Aktion ausdrücklich verbiete.
Wenn Politiker der Ansicht seien, dass die EZB dazu imstande wäre, die Eurokrise im Alleingang zu lösen, täuschten sie sich gewaltig, wie die deutsche Kanzlerin Angela Merkel erklärte. Merkel ergänzte, dass die Eurokrise selbst dann nicht lösbar sei, wenn die EZB zu einem Kreditgeber der letzten Instanz avanciere. Investoren und Entscheidungsträger in der Eurozone hoffen darauf, dass Merkel und andere widerwillige Staatsführer endlich in den finanziellen Abgrund blicken, um sich der Größe der Probleme bewusst zu werden. Auf diese Weise solle das Undenkbare rasch denkbar werden.
Die Deutschen haben in den vergangenen paar Monaten ihre Position bemerkenswert geändert, was allerdings recht lange gedauert habe, so Experten. Die Eurozone befinde sich darüber hinaus im Würgegriff der Chinesen, die eine klare Linie in den Sand gezogen hätten, die es unbedingt einzuhalten gelte, wenn es nicht zu einem Finanzdebakel in der Eurozone kommen soll. Die meisten Entscheidungsträger der EZB lehnen internationale Aufrufe nach größeren Interventionen auch weiterhin entschieden ab. Laut ihrer Aussage sei es Aufgabe der einzelnen Staatsregierungen, die Schuldenkrise in der Eurozone durch die Verabschiedung weiterer Sparmaßnahmen und der Umsetzung von politischen Reformen zu lösen. Die derzeitigen Anleihekäufe von Ländern wie Italien oder Spanien durch die EZB werde laut Marktbeobachtern kaum etwas an der Situation ändern, dass sich die Kreditkosten Italiens auch zukünftig oberhalb von 7% bewegen werden. Dadurch werde die Seuche am Leben gehalten – und dies nicht nur in den Peripheriestaaten, sondern auch im inneren Zirkel der großen Wirtschaftsnationen der Eurozone.